Innenpforte Frauenhaus

Die JVA Willich II war Teil eines Gebäudekomplexes aus preußischer Zeit bestehend aus einem Männerhaus, der JVA Willich I, sowie dem Frauenhaus. Erbaut wurde die Anlage in der Zeit zwischen 1900 und 1905. Das „Weibergefängnis“ wurde bereits 1902 fertiggestellt. Die im neoromanischen Stil erbaute Gefängnisanlage diente damals im Wesentlichen dazu, die zu der Zeit in Anrath herrschende hohe Arbeitslosigkeit mit der Schaffung von Arbeitsplätzen zu mildern.

Der panoptische Bau hat einen kreuzförmigen Grundriss (ehemals T-förmig). In neuerer Zeit wurde der Bau um einen Flügel erweitert, in dem Arbeitsbetriebe, später auch eine Sporthalle, untergebracht waren. Das ursprüngliche Gebäude ist 4-geschossig und beinhaltete neben den Hafträumen auch, die Verwaltung, die Anstaltskirche und auch Besuchsräume, Kammer und Lazarett.

Außerdem gab es ein separates Wirtschaftsgebäude mit Koch- und Waschküche. Beheizt wurde die Anstalt wie auch das Männerhaus mit einer Warmwasserdruckheizung. Die Umwehrungsmauer war in den Anfängen 300 m lang und 3 m hoch. 

1926 wurde die Anstalt in "Frauenanstalt" umbenannt, 1941 dann zum "Frauenzuchthaus", was sie bis zur Strafrechtsreform 1969 blieb.

Zu den Belegungszahlen gibt es zunächst keine konkreten Angaben. 1906 wurden jedoch die Inhaftierten des aufgelösten Weibergefängnisses in Lingen an der Ems nach Anrath überstellt und die Belegung Anfang 1907 mit 211 Inhaftierten angegeben. Interessant sind da eher die Belegungszahlen während des 2. Weltkriegs. Einen Tag vor Einmarsch der Alliierten waren noch 729 Gefangene hier inhaftiert. Die Durchschnittsbelegung soll bei 800 Inhaftierten gelegen haben. Erst im Jahr 1948 hat sich die Belegungszahl auf 380 Gefangene "normalisiert".